Im Jahr 2002 ist an der Kirche ein Gedenkstein zur Erinnerung an jüdische Josbächer errichtet worden, später dann im Jahr 2007 wurde der neue Jugendclub im DGH namentlich Naftali Herbert Steinfeld gewidmet. Beides auf Kosten und Initiative von Manfred Steinfeld, Chicago.
Seit einiger Zeit nun wird in ganz Deutschland ein Projekt mehr und mehr publik, das an die Opfer des NS-Regimes erinnern soll:
Die Stolpersteine
Stolpersteine - ein Projekt von Künstler Gunter Demnig - sind regional u.a. in Marburg verlegt. Jüngst hat sich auch in Josbach eine Arbeitsgruppe gebildet, die die Verlegung solcher Stolpersteine vor verschiedenen Häusern und Grundstücken in Josbach plant. Nachfolgend eine Aufstellung der 29 betroffenen Personen bzw. heutigen 8 Häuser/Grundstücke:
- Haus Erkan Örs
* Meda Kadden -
geb. 31.08.1891 -
deportiert nach Riga am 08.12.1941 -
gestorben am 12.12.1944 im KZ Stutthof
* Klemmi Edelmuth -
geb. 11.01.1913 -
Flucht in die USA am 30.05.1937
- Haus Ross
* Sally Katten -
geb. 19.01.1874 -
Flucht in die USA am 14.05.1937
* Jettchen Katten, geb. Goldschmidt -
geb. 29.05.1880 -
Flucht in die USA am 14.05.1937
* Albert Katten -
Schicksal unbekannt
* Ilse Katten -
Schicksal unbekannt
* Siddi Katten -
geb. 06.01.1920 -
Flucht in die USA am 14.05.1937
- Haus Trexler
* Hermann Kadden -
geb. 09.03.1886 -
deportiert nach Riga am 08.12.1941
* Berta Kadden, geb. Isenberg -
geb. 14.07.1895 -
deportiert nach Riga am 08.12.1941
* Heinz Kadden -
geb. 08.03.1921 -
Flucht in die USA am 10.10.1939
* Martha Kadden -
geb. 18.08.1923 -
deportiert nach Auschwitz und Ravensbrück,
überlebte das KZ, nach der Befreiung
am 01.05.1945 in die USA ausgewandert
* Edith Senda Kadden -
geb. 18.07.1926 -
deportiert nach Riga am 08.12.1941
- Haus Weiss
* Salomon (Salli) Steinfeld -
geb. 14.04.1887 -
Flucht in die USA am 08.09.1938
* Rosalie Steinfeld, geb. Levi -
geb. 30.09.1894 -
Flucht in die USA am 08.09.1938
* Martin Steinfeld -
geb. 16.05.1921 -
Flucht in die USA am 08.09.1938
* Trude Steinfeld -
geb. 06.09.1923 -
Flucht in die USA am 08.09.1938
* Herz Levi -
geb. 11.01.1860 -
Wegzug nach Katzenfurt -
Schicksal unbekannt
- Haus Ingrid Otto
* Paula Steinfeld, geb. Katten -
geb. 12.04.1890 -
deportiert nach Riga am 08.12.1941 -
gestorben im KZ Stutthof am 30.12.1944
* Irma Jettchen Steinfeld -
geb. 21.03.1924 -
deportiert nach Riga am 08.12.1941 -
gestorben im KZ Stutthof
* Manfred Steinfeld -
geb. 29.04.1924 -
Flucht in die USA am 12.07.1938
* Herbert Steinfeld -
geb. 04.10.1926 -
Flucht nach Palästina im Jahr 1940
* Johanna Steinfeld, geb. Katzenstein -
geb. 01.07.1861 -
verstorben 1939 in Frankfurt/M
- Haus Möller (Adolf)
* Maria Möller -
geb. 25.12.1919 -
zwangssterilisiert -
gestorben 1996
- Garage Ross (ehem. die Matzebäckerei)
* Hans Fain -
geb. 05.02.1889 -
Flucht nach Argentinien am 25.04.1939
* Frieda Fain, geb. Steinfeld -
geb. 15.02.1898 -
Flucht nach Argentinien am 25.04.1939
* Hermann Fain -
geb. 11.02.1920 -
1939 Flucht nach England, vermutlich
anschl. Flucht nach Argentinien
* Selma Fain -
geb. 05.12.1921 -
Flucht nach Argentinien am 25.04.1939
* Alfred Fain -
geb. 23.04.1928 -
Flucht nach Argentinien am 25.04.1939
- Haus Hösel
* Elisabeth Hösel, geb. Vestweber -
geb. 09.05.1918 -
zwangssterilisiert -
gestorben 2002
Die Steine, die ebenerdig in den Boden eingelassen werden, sind ca. 10x10cm groß. Auf jedem Stein sind der Name und die Lebensdaten eines Menschen eingraviert, der Opfer der NS-Diktatur geworden ist.
Die Verlegungen haben am 5.Oktober 2015 und 15.September 2016 unter Mitwirkung von Bürgermeister Michael Emmerich und der Gitarrengruppe stattgefunden. Nachfolgend einige Impressionen der Feierlichkeiten:
Eine der wenigen betroffenen Personen, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch am Leben sind ist Manfred Steinfeld, heute beheimatet in Florida, USA. Bei der Verlegung am 16.09. wurde ein Brief verlesen, den Manfred Steinfeld zu diesem Anlaß verfaßt hat. Nachfolgend der Wortlaut:
Liebe Josbächer,
ich habe sehr innige und glückliche Erinnerungen an eine idyllische Kindheit in Josbach, als Hilfe im Gemischtwarenladen meiner Eltern, beim Beliefern unserer Kunden in der Nachbarschaft mit dem Fahrrad, an das Heidelbeersammeln im Wald oder an das Spielen mit meinem Bruder Herbert und mit meinem Freund Hans Henkel.
Ebenso denke ich gerne zurück an meine Schulzeit, als mir unser Lehrer seinerzeit prophezeite, ich würde einmal der Finanzminister von Deutschland!
Dies ist aber leider nicht geschehen, das Schicksal hatte andere Pläne mit mir.
1938 bereits hatte meine geliebte Mutter Paula die Voraussicht, mich von Deutschland nach Chicago zu Verwandten zu schicken. Leider hatten sie selbst und auch meine Schwester Irma nicht mehr das Glück, diesen Weg zu gehen. Ihr Schicksal wurde 1939 mit der Schließung der deutschen Grenzen besiegelt. Niemand konnte erahnen, welche Dunkelheit über Deutschland hereinbrechen würde, bestand doch die überwiegende Mehrheit der Deutschen aus guten Bürgern - jüdisch wie auch christlich - die dann aber den Grausamkeiten des Holocaust ausgeliefert waren.
Nach Kriegsende wurde ich als amerikanischer Staatsbürger und Geschäftsmann sehr erfolgreich, dennoch habe ich nie die Güte der Josbächer vergessen, die meiner Familie in meiner Kindheit zuteil wurde. So z.B. Hermann Henkel´s Großmutter, die unter Lebensgefahr meine Mutter und meine Schwester noch mit Lebensmitteln versorgte, als diesen selbst der Einkauf solcher Waren nicht mehr gestattet war.
Es ist mir noch heute sehr wichtig, daß meine eigenen Kinder und Enkelkinder nach Josbach kommen, um DAS Dorf kennenzulernen, das mich als Jugendlicher geprägt und mich zu dem gemacht hat, was ich dann später geworden bin.
Vor Kurzem erst hatten meine Tochter Jill, ihr Mann Tim und meine Enkelkinder Caroline und Kevin die Gelegenheit, nach Josbach zu kommen. Jill spricht heute noch von dem wundervollen Tag, den sie mit Helmut, seinem Freund Hermann, seiner Frau Melanie und ihren Familien, Doris und ihrer Tochter Carina und vielen, vielen weiteren, die nicht alle genannt werden können verbracht hat.
Es ist für mich sehr bemerkenswert, daß die Enkel und Urenkel von Paula Katten Steinfeld und Abraham Steinfeld nach über 100 Jahren die gleichen Schritte gehen, weit entfernt auf einem anderen Kontinent.
Ich bin sehr glücklich, daß meine eigenen Kinder und Enkelkinder vor nicht einmal einem Jahr das Haus gesehen haben in dem ich geboren bin.
Auch zu wissen, daß durch die Verlegung dieses Stolpersteines künftige Generationen nicht nur MEINER Kinder und Enkelkinder sondern auch ALLER Josbächer sich der jüdischen Familien aus Josbach erinnern, die hier lebten und gediehen ist für mich sehr bemerkenswert und wichtig.
Nochmals vielen vielen Dank dafür, daß daran erinnert wird, daß HIER einmal eine jüdische Familie mit Namen Steinfeld gewohnt hat.
Beste Grüße aus Florida, USA
Manfred Steinfeld
Jeder Stein wird von Hand angefertigt und kostet 120 Euro.
Die Aktion wird ausschließlich aus Spenden finanziert. Die Stadt Rauschenberg unterstützt die Initiative der Arbeitsgruppe und hat zwei Spendenkonten eingerichtet.
Machen Sie mit! Spenden auch Sie!
Übernehmen Sie eine Patenschaft für einen Stein der Erinnerung!
Spendenquittungen werden von der Stadt Rauschenberg gerne ab 100 Euro ausgestellt. Bis 100 Euro gilt der Kontoauszug als Spendenquittung.
Spendenkonten:
Kontoinhaber: Stadt Rauschenberg, VR-Bank Hessenland eG,
IBAN DE56 5309 3200 0006 4267 35, BIC GENODE51ALS,
Verwendungszweck: Stolpersteine Josbach
Kontoinhaber: Stadt Rauschenberg, Sparkasse Marburg-Biedenkopf,
IBAN DE31 5335 0000 0072 0008 62, BIC HELADEF1MAR,
Verwendungszweck: Stolpersteine Josbach
Die Stadt Kirchhain plant das gleiche Projekt, allerdings in wesentlicher größerer Dimension. Am 26.01.2015 fand hierzu eine Infoveranstaltung im Bürgerhaus Kirchhain statt.
Weiterführender Link zum Künstler: